Steinfliegen (Plecoptera)
Auch wenn es der Name anzudeuten scheint, so handelt es sich bei Stein- oder Uferfliegen nicht um echte Fliegen (Zweiflügler bzw. Diptera). Sie stellen eine eigene Ordnung dar, die sich leicht anhand der 4 vorhandenen Flügel von den Fliegen mit nur 2 Flügeln unterscheiden lässt.
Sie gelten als eher schlechte Flieger, bevorzugen es in manchen Situationen eher davonzulaufen. Dementsprechend halten sie sich auch meist in der Nähe der Gewässer auf, aus denen sie stammen, in der Regel in dunklen Verstecken, z. B. den Unterseiten von Blättern, in Spalten der Rinde von Bäumen oder unter Geländern. Die Larvalentwicklung findet in Süßwasserbiotopen aller Art statt, wobei sie in schnellen bis reißenden, und damit sauerstoffreicheren Bergbächen häufiger anzutreffen sind, als in Flüssen oder stehenden Gewässern. Die Larven halten sich auf, unter und zwischen Steinen oder Pflanzen auf. Sie ernähren sich von Pflanzen, Detritus oder räuberisch und entwickeln sich auch im Winter weiter. Allerdings sind die Larven vieler Arten sehr empfindlich gegenüber Wasserverschmutzung und gelten daher als guter Indikator für Gewässergüte. Zudem stellen sie ein wichtiges Futter für Fische dar. Die Imagines mancher Arten fressen Algen, Moospartikel, Flechten oder Pollen. Andere Arten besitzen lediglich verkümmerte Mundwerkzeuge und sind nicht mehr in Lage Futter aufzunehmen. Die Partnerfindung erfolgt durch mit dem Hinterleib erzeugte Trommelsignale. Die Lebenserwartung der Imagines beträgt wenige Tage bis mehrere Wochen.
Steinfliegen sind langestreckte, bis etwa 40 mm lange, zumeist braun bis schwarz, manchmal aber auch hellgelb bis grün gefärbte Insekten, mit relativ langen, dünnen Fühlern. Weibchen sind größer als Männchen. Die Flügel besitzen eine deutlich sichtbare Flügeladerung und sind in Ruhe meist flach über dem Körper abgelegt, bei manchen Arten aber umhüllen sie den Hinterleib. Die Flügel sind entweder gleich groß oder die Hinterflügel sind größer. In der Regel besitzen sie 2 lange Hinterleibsanhänge, im Gegensatz zu den sehr ähnlichen Larven der Eintagsfliegen mit 3 Hinterleibsanhängen. Larven ähneln den Imagines, jedoch fehlen die Flügel. Bei größeren Arten haben die Larven noch Kiemen am Hinterleib, kleineren Arten reicht die Sauerstoffaufnahme über die Haut. Die eindeutige Bestimmung der Arten der Steinfliegen ist schwierig. Häufig sind nur die Männchen bis zur Art bestimmbar
Aus Deutschland sind etwas mehr als 120 Arten bekannt, von denen etwa ein Drittel ausgestorben oder gefährdet ist. Ein Viertel der Arten steht auf der Vorwarnliste. Für die meist sehr anspruchsvollen Steinfliegen stellen organische und anorganische Verunreinigungen ihrer Gewässern, beispielsweise in Form von Gülle oder Pestiziden, die größte Bedrohung dar. Daneben bedeutet der Klimawandel durch die mögliche Erwärmung der Gewässer eine weitere Gefahr für diese Insektengruppe.
Quellen: Engelhardt 2008; Klausnitzer 2011; Wolf & Widdig 2013