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Triticum

Die Weizen (engl. wheat) sind mit weniger als 10 Arten eine kleine Gattung einjähriger Getreidegräser. Wildformen sind aus dem ostanatolisch-persischen Raum bekannt. Taxonomie und Abstammung der Kulturformen sind komplex. Im Heimatgebiet wurden die Wildformen wohl schon durch die ersten menschlichen Besiedler genutzt und spätestens seit 10.000 Jahren auch angebaut (domestiziert). Weizen bedeckt in seinen verschiedenen Kulturformen etwa 1% der Landoberfläche und dürfte damit nebst Reis und Mais die nach Individuenzahlen häufigste Blütenpflanze sein. Nach Reis ist der Weizen die wichtigste Ernährungsgrundlage der Menschheit. Ab 1965 kam es insbesondere durch die Forschung von Borlaug (Mexiko/USA, der 1970 hierfür den Friedensnobelpreis erhielt) zu einem starken Anstieg der Produktivität des Weizens auf jetzt gegen 800 Mio t/a bei maximalen Hektarerträgen von 150dt/a (Ø 19dt/a!).

Ährengräser, einjährig; Blätter graugrün, kahl oder behaart, Blattscheide offen; Ligula kurz (0,5-2 mm), am Übergang zur Blattspreite mit Stängel umgreifenden, bewimperten Öhrchen; Ähren zweizeilig, zur Frucht-Reife aufrecht, Ährchen Rücken an Rücken, einzeln; mit 2-4 fertilen Blüten, die Körner hervorbringen und begrannt sein können sowie wenigen sterilen Endblüten.

Zur Unterscheidung der "Arten" ist u.a. die Zahl der fertilen Blüten und die Begrannung wichtig.

Die Kulturformen lassen sich traditionell in drei Gruppen zuordnen: 1. die Einkorn-Gruppe (Triticum monococcum) (2n = 14, Allelformel = AA) mit ein bis zwei Blüten pro Ährchen, flachen Ähren und von den Spelzen +/- fest umschlossenen Samen , die wohl von der Art T.boeoticum abstammt, die heute noch in den Ländern um das ö Mittelmeer vorkommt und im Gegensatz zum Einkorn brüchige Ährenspindeln besitzt; 2. die Emmer-Gruppe (tetraploid mit 2n = 28, AABB) mit zwei- bis mehrblütigen Ährchen, deren Samen bei der namensgebenden Art (T.dicoccon) ebenfalls von Spelzen umschlossenen sind. Die Ursprungsart T.dioscorides ist ebenfalls in Vorderasien verbreitet. Weiterhin gibt es in dieser Reihe bereits sog. Nacktweizen, bei denen der Samen locker in den Spelzen sitzt: wie z.B den Hart- oder Glasweizen (T. durum),  dessen glasiges, stark gleberhaltiges (Gleber = nicht globuläre Eiweiße) Endosperm v.a. für Nudeln verwendet wird, und dem Rauweizen (T.turgidum) mit gelegentlich rispenartigen Gesamtfloreszenzen (Wunderweizen); 3. die Dinkel-Gruppe (hexapoid mit 2n = 42, AABBCC) mit 3-5 Blüten, deren wichtigster bespelzter Vertreter der Dinkel (= Spelz: T. spelta) ist, und der heute vor allem noch als Wintergetreide in Süddeutschland zur Grünkerngewinnung und für Nudeln (Spätzle) angebaut wird. Der wichtigste unbespelzte Vertreter dieser Reihe und der aktuell wichtigste Weizen überhaupt ist der Saatweizen (T. aestivum), der als Winter- (bei uns Einsaat von September-Oktober) oder Sommergetreide (April) angebaut wird. Zumindest an der Entstehung der hexaploiden Dinkelreihe war auch die Einkreuzung wildwachsender Aegilops-Arten beteiligt. So konnte experimentell nachgewiesen werden, dass Dinkel ein Kreuzungsprodukt des Emmers und Aegilops squarrosa ist, wobei der CC-Chromosomensatz von letzterem stammt.

Die phylogenetischen Verhältnisse sind deutlich komplexer. Unter Anwendung strenger Monophylie-Kriterien wären entweder die meisten Triticeae-Gattungen (darunter Aegilops und Thinopyrum) wieder unter ihren alten, oft noch linnaeischen Triticum-Namen zu führen oder "Triticum" weitgehend auf den Typus (T. aestivum) zu beschränken.

Golovnina, K. A., Glushkov, S. A., Blinov, A. G., Mayorov, V. I., Adkison, L. R., & Goncharov, N. P. (2007). Molecular phylogeny of the genus Triticum L. Plant Systematics and Evolution, 264(3-4), 195-216.

Petersen, G., Seberg, O., Yde, M., & Berthelsen, K. (2006). Phylogenetic relationships of Triticum and Aegilops and evidence for the origin of the A, B, and D genomes of common wheat (Triticum aestivum). Molecular phylogenetics and evolution, 39(1), 70-82.

Van Slageren, M. W. (1994). Wild Wheats: A Monograph of Aegilops L. and Amblypyrum (Jaub. & Spach) Eig (Poaceae). Wageningen, the Netherlands: Agricultural University.