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Poaceae

Die Süßgräser sind mit über 12.000 Arten die größte Familie der Poales und die fünftgrößte Blütenpflanzenfamilie überhaupt. Es handelt sich um winzige bis baumartige (Bambus) Pflanzen, die sich in 12 Unterfamilien und knapp 800 Gattungen einteilen lassen. Praktisch alle Arten sind windbestäubt und besitzen eine vom ursprünglichen Bauplan stark abgeleitete Morphologie.

Die Blüten selbst sind in der Regel zwitterig und bestehen - wenn man die bei heimischen Gräsern überwiegende Struktur als Normalfall ansehen will - aus einem Tragblatt (Deckspelze, Lemma), einer diesem gegenüberstehenden Vorspelze (Palea, modifizierter äußerer Perigonwirtel), zwei Schwellkörpern (Lodiculae, modifizierter innerer Perigonwirtel, der zur Blütezeit die Deckspelzen auseinanderstemmt), drei Staubblättern und einem zweigriffeligen Fruchtknoten. Aus diesen entwickelt sich eine einsamige Nussfrucht (Karyopse). Das Endosperm ist stärkehaltig. Die Blüten selbst sind ungestielt und einzeln oder auch zu vielen in ährenartigen Teilblütenständen angeordnet. Typischerweise werden diese Ährchen von zwei Hochblättern eingefasst, den Hüllspelzen (Glumae, Gluma). Die Ährchen treten zu Infloreszenzen höherer Ordnung zusammen, die man dann als Rispe, Ähren etc. bezeichnet.

Die Evolution der Gräser reicht bis in die Kreidezeit zurück. Die charakteristischen Kieselkörper (Phytolithen) finden sich selbst im Kot von Dinosauriern. Die aktuelle Diversität lässt sich indes auf die zunehmende Aridisierung nach dem Auseinanderbrechen der Superkontinente Gondwana und Laurasia zurückführen. Die ursprünglichsten Gräser, die es heute noch gibt, sind breitblättrige Bodenstauden tropischer Urwälder (z.B. Anomochloa). Nächstverwandt sind die kleinen, exotischen Familien der Flagellariaceae und Ecdeiocoleaceae.

Die ökologische und ökonomische Bedeutung der Gräser ist überragend. Man denke an Reis, Mais, Weizen, Zuckerrohr, Bambus und die Nahrungsgräser unserer Weidetiere oder schaue in seinen Kühlschrank.

Merkmale:

Halme zweizeilig beblättert, Stängel dabei mit deutlichen Knoten, im Querschnitt meist hohl, rund; Blätter oft v-förmig gefaltet oder in der Knospe (über eine Kante) eingerollt, mitunter borstlich; Blüten zwitterig, zweizeilig in Ährchen angeordnet; Frucht eine Nuss, meist mit am Pericarp "angeschmolzener" Samenschale (Karyopse).

Systematik:

Die Stammesgeschichte und innere Gliederung der Poaceae ist mittlerweile gut bekannt. Die Mehrzahl der Arten entfällt auf zwei große Entwicklungsstränge, nämlich auf den Bambus-Reis-Rispengras-Strang (BEP-Clade; Bambusoideae, Ehrhartoideae, Pooideae) und den Hirsen-Schilf-Strang (PACCAD-Clade; u.a. Panicoideae, Arundinoideae, Chloridoideae, Danthonioideae). Der BEP-Clade enthält ausschließlich C3-Pflanzen und neben den Bambus-Arten auch die meisten unserer mitteleuropäischen Gräser. Wichtige Gattungen sind Arundinaria, Bambusa, Oryza, Agrostis, Bromus, Festuca, Poa, und Stipa. Der PACCAD-Clade enthält auch viele Gruppen mit C4-Stoffwechsel, wobei die Mehrzahl der Arten in den Tropen verbreitet ist. Wichtige Gattungen sind Andropogon, Panicum, Saccharum, Imperata, Phragmites, Eragrostis und Aristida.

Unterscheidung:

Die Unterscheidung von den Sauergräsern gelingt meist auch bei vegetativem Material anhand der knotigen Halme und typischen Blattstellung.

Die Werkzeuge unseres Naturportals sollen die Bestimmung aller in Südwestdeutschland vorkommenden Arten ermöglichen. Auf Arten angrenzender Gebiete oder auf solche, die sich gegenwärtig in unserem Umfeld in Ausbreitung befinden, wird zumindest unter den ähnlichsten heimischen Vertretern hingewiesen.