Carex microglochin Wahlenb.Grannen-Segge
Beschreibung
Die Grannen-Segge ist eine bemerkenswertes Eiszeit-Relikt und in Deutschland ausgestorben - oder zumindest verschollen. Sie wurde früher in kurzrasigen Niedermoorflächen und Quellfluren des Voralpenlandes und der Außenketten gefunden, so zuletzt in den 1940er Jahren im Ammergebirge. Da in den letzten Jahren selbst Neufunde so auffälliger Arten wie Juncus stygius gelangen, ist nicht auszuschließen, dass die an sich sehr unauffällige Grannen-Segge vielleicht doch noch irgendwo überlebt hat. In den Zentralalpen ist die Art noch weiter verbreitet und ist dort eine Charakterart alpiner Schwemmfluren und anmooriger Quellbereiche. Sie ist an vergleichbaren Standorten in der Arktis und den Hochgebirgen der Nordhalbkugel weit verbreitet. Sie kommt außerdem in den Anden von Kolumbien bis Feuerland und den Falkland-Inseln vor.
rasig, 5-20 cm hoch. Blätter borstlich, glatt, graugrün, 0,5 mm breit. Ährchen einzeln, locker, mit (5-15) basalen, weiblichen und endständigen, männlichen Blüten. Drei Narbenäste, Fruchthülle bräunlich-grün, kahl, spießförmig, 4-6 mm.
Anmerkungen
Die Art könnte blühend oder fruchtend nur mit der Wenigblütigen Segge (C. pauciflora) oder der Floh-Segge (C. pulicaris) verwechselt werden. Hier muss man auf die Fruchthüllen achten. Die Spitze der Diaspore wird bei Pauciflora vom Schnabel der Fruchthülle gebildet, bei Microglochin entfällt das vordere Drittel auf eine verlängerte Achse, die aus der Hülle hervortritt. Die Mündung der Fruchthülle ist zumindest mit Lupe gut zu erkennen und spreizt häufig auch etwas ab. Genauso verhält es sich beim Unterschied zur Floh-Segge (C. pulicaris). Vegetativ sind alle drei Arten nahezu identisch.
Interessant ist, dass es an der Südspitze Südamerikas eine auch in Bezug auf diesen aus der Fruchthülle ragenden Achsenfortsatz gleichende Art gibt, nämlich C. camptoglochin. Letztere wurde früher zu Microglochin gezählt, die im selben Gebiet auch in der für Europa typischen Form natürlicherweise vorkommt. Camptoglochin und Microglochin sind aber überhaupt nicht verwandt. Camptoglochin steht z.B. Pulicaris relativ nahe, während die nächsten Verwandten von Microglochin in den gleichfalls eher ausgefallenen Arten C. baldensis und C. curvula zu sehen sind.
Villaverde, T., Escudero, M., Martín‐Bravo, S., Jiménez‐Mejías, P., Sanmartín, I., Vargas, P., & Luceño, M. (2017). Bipolar distributions in vascular plants: A review. American Journal of Botany, 104(11), 1680-1694.
Wheeler, G. A., & Guaglianone, E. R. (2003). Notes on South American Carex (Cyperaceae): C. camptoglochin and C. microglochin. Darwiniana, 193-206.
Vorkommen
kurzrasige Flachmoore, (subalpine, alpine) Quell- und Sickerfluren
einheimisch in Mitteleuropa
Alpenvorland ausgestorben
Ausgestorben! Wiederfunde sehr unwahrscheinlich.