Direkt zur Hauptnavigation springen Direkt zum Inhalt springen

Carex

Die Seggen (engl. sedges) zählen mit ca. 2000 Arten zu den größten Gattungen der Blütenpflanzen. Etwa 200 Arten kommen in Europa vor, etwa die Hälfte davon auch in Baden-Württemberg. Überhaupt besitzen viele Arten verhältnismäßig große Areale, die sich über mehrere Kontinente erstrecken. Typisch ist auch, dass etliche Arten nur sehr lokal verbreitet sind. Das liegt nicht nur an den mitunter speziellen Standortsansprüchen. Besiedelt werden alle möglichen Standorte: von der Meeresküste bis zur Steppe, vom dunklen Waldboden bis zur alpinen Felsregion. Besonders typisch sind sie aber für moosreiche alpine oder arktische Tundren und Moore, wo sie gegenüber den generell nährstoffanspruchsvolleren Süßgräsern als genügsame Stressstrategen im Wettbewerbsvorteil sind.

Seggen gelten aufgrund dieser Vielfalt als notorisch schwer zu bestimmen, obwohl sie eigentlich gut fassbare und mit wenig Übung auch sicher interpretierbare Merkmale besitzen. Nur farblich ist die Angelegenheit etwas eintönig. Als erschwerend herangezogen wird zudem, dass die Arten zur Hybridisierung neigen, was dann zu intermediären Formen führt. Tatsächlich sind solche Hybriden aber selten und normalerweise steril, also bestenfalls als Einzelpflanzen in Populationen der Elternarten vorhanden.

Zur Gliederung der Vielfalt bedient man sich einer Systematik aus Untergattungen und Sektionen, die ähnliche und verwandte Arten nach gemeinsamen Merkmalen (-gruppen) zusammenfassen. Hier hat sich erwartungsgemäß in den letzten Jahrzehten durch Genom-Untersuchungen viel getan. Viele der "klassischen" Gliederungsansätze konnten aber bestätigt werden. Von der makrosystematischen Seite her ist beachtenswert, dass einige ehemals als selbständig aufgefasste Gattungen sehr gut in Carex eingebettet sind. Dazu gehört auch die überwiegend asiatisch verbreitete Kobresia-Gruppe, die mit zwei Arten in den Alpen zu finden ist. Verwandtschaftlich stehen den Seggen die Rasensimsen (Trichophorum) sehr nahe, die einfachst mögliche Blütenverhältnisse aufweisen (1 Tragblatt, 3 Staubblätter, Nussfrucht). Deren Blüten sind dabei in einem zapfenartigen Blütenstand spiralig am Stängelende angeordnet. Die Blüten- oder vielmehr die Blütenstandsverhältnisse bei den Seggen sind wesentlich komplexer und zeichnen sich durch Sonderbildungen aus, die wiederum eine spezielle und für Anfänger wenig ermutigende Terminologie mit sich bringen. Vor allem aber sind die Blüten der Seggen eingeschlechtlich.

Die vegetativen Verhältnisse weichen nicht von denjenigen der anderen Sauergräser ab. Von diagnostischer Bedeutung ist der Blattquerschnitt und das Auftreten bestimmter Farbstoffe. Bei letzteren handelt es sich um +/- dunkel kirschrote oder fliederfarbene Anthycanine, die besonders an der von Chlorophyll ungefärbten Blattbasen oder an den Niederblättern auftreten können.

Die Blüten sind eingeschlechtlich und bestehen aus einem spelzenartigen Tragblatt und 2-3 Staubblättern bzw. (bei weiblichen Blüten) einem Fruchtnoten mit 2-3-narbigem Griffel. Das wirkt auf dem ersten Blick einfach. Auf dem zweiten Blick erkennt man, dass der Fruchtknoten von einer Hülle umgeben ist. Diese Hülle umgibt die Frucht +/- blasenförmig, lässt am oberen Ende Griffel und Narbenäste raushängen und steht offensichtlich mit Anpassungen an die Ausbreitungsweise in Zusammenhang. Bei etwas ursprünlicher gebauten Seggen ragt aus der Fruchthülle ein kurzer Stängel heraus, der gegen das Ende sogar männliche Blüten tragen kann. Im ursprünglichsten Fall (Kobresia, Schoenoxiphium) umgibt die Hülle als offene Scheide die Basis eines Seitenährchens (und die dort sitzende weibliche Blüte), es handelt sich also um ein modifiziertes Vorblatt dieser Seitenachse. Für die Fruchthülle sind in der Literatur verschiedene Bezeichnungen gebräuchlich. Im Deutschen wird sie meist als "Schlauch" bezeichnet, im Englischen als "perigynium". Gestalt und Behaarung der Fruchthülle sind von großer diagnostischer Bedeutung. Für unsere Flora sind diese Verhältnisse aber kaum relevant. Hier gibt es Arten mit gemischtblütigen und mit säuberlich auf Fruchtährchen und Pollenährchen separierten Blüten. Nur bei der Davall-Segge und der Zweihäusigen Segge bringen die Pflanzen nur männliche oder nur weibliche Ährchen hervor. Bei diesen beiden (und wenigen anderen) Arten stehen die Ährchen auch einzeln an der Stängelspitze. Bei der großen Mehrheit der Arten sind mehrere Ährchen vorhanden. Da die gemischtblütigen Ährchen +/- gleich aussehen, bezeichnet  man diese Gruppe als "Gleichährige Seggen". In den meisten Fällen tragen die Stängel aber gestaltlich sehr unterschiedliche weibliche und männliche Ährchen, die letzteren an der Spitze, die Fruchtährchen (mit Stiel oder ohne) weiter unten.