Stechmücken (Culicidae)
Stechmücken (Culicidae), auch Moskitos oder fälschlicherweise Schnaken genannt, sind als blutsaugende Plagegeister und Krankheitsüberträger berühmt und berüchtigt. Sie werden in erster Linie durch Schweißgeruch und das bei der Atmung entstehende Kohlendioxid angelockt. Allerdings benötigen nur die Weibchen Blut, um Eier produzieren zu können. Männchen sind mit ihren Mundwerkzeugen nicht in der Lage zu stechen und ernähren sich lediglich von Nektar und weiteren Pflanzensäften.
Die Eier mancher Gattungen schwimmen (Anopheles, Culex) und werden auf der Wasseroberfläche langsam fließender oder stiller Gewässer abgelegt. Andere werden aber auch auf dem Boden in Gewässernähe abgelegt (z.B. Aedes). Larven schlüpfen im Wasser und entwickeln sich dort bei günstigen Bedingungen innerhalb weniger Tage zum Imago. Manchen Arten reichen schon sehr kleine Wasseransammlungen. Die Puppen sind beweglich und hängen zur Atmung wie auch die Larven direkt unter Wasseroberfläche. Weibchen leben bis 6 Wochen, Männchen deutlich kürzer. Letzterer bilden gerne Schwärme. Zur Partnerfindung fliegen die Weibchen in diesen Schwarm und werden von Männchen angeflogen. Die wenige Sekunden andauernde Paarung erfolgt anschließend am Boden.
Bei weitem nicht alle Stechmückenarten, in Mitteleuropa kommen etwas mehr als 100 Arten, in Deutschland etwa 50 Arten vor, stechen Menschen und sind dadurch überhaupt als Krankheitsüberträger geeignet. Stechmücken müssen erst an einem infizierten Wirt saugen, um bei der nächsten Blutmalzeit die Krankheitserreger über den Speichel wieder abgeben zu können. Der Speichel wird beim Stechen eingespuckt, damit das Blut nicht gerinnt. Da solche Infektionsquellen in Deutschland noch recht selten sind, ist die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung eher gering. Allerdings steigt mit der Klimaerwärmung und der damit einhergehenden Verbesserung der Lebensbedingungen für Stechmücken und den durch diese übertragenen Erreger in Mitteleuropa die Ansteckungsgefahr für eine Reihe von Krankheiten. Zudem wurden einige an Menschen saugende Stechmücken erst in den letzten Jahren nach Europa verschleppt und breiten sich seither aus (z.B. Aedes albopictus oder A. japonicus).
Zu den weltweit bekanntesten Krankheitsüberträger zählt mit Sicherheit die Malariamücke Anopheles maculipennis Meigen, 1818. Diese kommt in Europa vor allem im Mittelmeergebiet vor. In Deutschland ist sie deutlich seltener als andere Stechmückenarten. Man kann sie gut an ihrer Sitzhaltung erkennen: Körper und Stechrüssel sind in einer Linie, schräg zum Substrat ausgerichtet. Bei den übrigen Stechmückenarten ist der Körper parallel zum Substrat ausgerichtet, Kopf und Stechrüssel knicken etwas nach unten ab. Auch morphologisch lässt sich Anopheles sowohl als Imago, als auch als Larve gut erkennen. Der Hinterleib der Imagines ist nicht mit Schuppen bedeckt, die Lippentaster sind lang und gut zu erkennen. Die Larve besitzt kein Atemrohr und liegt in Ruhe waagrecht unter der Wasseroberfläche.
Ein weiter berüchtigter Krankheitsüberträger ist die Gelbfiebermücke Aedes aegypti (Linnaeus, 1762), die u.a. den Denguevirus und Gelbfieber überträgt. Sie kommt allerdings nicht in Deutschland vor.
Stechmücken lassen sich gut an dem recht langen, nach vorne ragenden Stechrüssel erkennen. Sie sind langbeinig und werden in Deutschland bis knapp 9 mm groß. Zudem sind Körper, Beine, Flügelrand und –adern beschuppt. Auf dem Rücken befindet sich keine V- förmige Naht, auch Ocellen oder Dornen an den Schienen der Beine fehlen.
Stechmückenmännchen kann man anhand der gefiederten Antennen und dem pinselförmig behaarten Stechrüssel gut von den Weibchen unterscheiden. Die Bestimmung der Arten dagegen ist zumeist sehr schwierig und erfordert die Präparation der Genitalien.
Seit einigen Jahren gibt es das Citizen Science-Projekt Mückenatlas, das das zu Ziel hat, Vorkommen, Verbreitung und Biologie der verschiedenen Stechmückenarten in Deutschland zu erfassen. So soll erforscht werden, welche nicht-einheimischen Arten bereits in Deutschland etabliert sind oder dabei sind, sich zu etablieren, und ob diese Krankheitserreger weitergeben können. Hierzu ist jeder zur Mitarbeit aufgerufen.
(Quellen: Bellmann 2009; Engelhardt 1989; Haupt & Haupt 1998; Klausnitzer 2011; Reichholf-Riehm 1984; Weidner & Sellenschlo 2010)